Exkursion vermittelt Fachwissen und bringt konstruktiven Dialog
Windenergie im Wald ganz praktisch selbst erleben – diese Gelegenheit ließen sich ca. 30 Interessierte, darunter auch mehrere Mitglieder des Vereins Energiewende Vogt e.V., nicht entgehen. Sie folgten der Einladung der Stadtwerke Ulm / Windpark Altdorfer Wald GmbH zu einem Besuch im Windpark Ebnat-Ochsenberg.
Mit dem Reisebus ging es von Baindt aus auf das Härtsfeld östlich der A7 zwischen Aalen und Nördlingen. Im dortigen Windpark liefern 14 Windkraftanlagen mit einer Gesamthöhe von ca. 200 Metern seit 2016 sauberen, regionalen Strom für ca. 19.000 Haushalte – genug, um die gesamte Stadt Heidenheim samt dort ansässiger Unternehmen zu versorgen. Der Windpark befindet sich mitten im Wald.
Um die Auswirkungen auf Wald, Naturschutz, Landschaftsbild sowie technische Aspekte wie Schall, Schatten und Größe der Anlagen aus erster Hand zu erfahren und selbst erleben zu können, hatten die Stadtwerke Ulm als Projektierer des Windparks Altdorfer Wald alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinden rund um den Altdorfer Wald zu dieser öffentlichen Exkursion eingeladen.
Gemeinsam mit dem Revierförster und Geschäftsführer des Windparks Ebnat-Ochsenberg, brachte der Bus die Gruppe Interessierter über Forstwege direkt bis in den Windpark. Die meisten Windkraftanlagen stehen direkt neben den gut für den Forstverkehr ausgebauten Wald-Wirtschaftswegen. Hier ist der Eingriff in den Wald am geringsten, was nicht nur aus Naturschutzgesichtspunkten ein Vorteil ist, sondern auch weniger Kosten beim Bau verursacht und damit die Stromerzeugungskosten senkt. Deshalb haben Planer immer ein Interesse daran, bereits vorhandene Strukturen wie befestigte Wirtschafswege im Wald zu nutzen und möglichst wenig neu bauen zu müssen.
Die Besuchergruppe konnte sich persönlich einen Eindruck davon verschaffen, wie die Anlagen im Wald stehend wahrgenommen werden, wie viel Platz eine Anlage im Wald braucht und wie die für Transport und Bau der Anlagen in Anspruch genommenen Flächen sich acht Jahre nach Inbetriebnahme renaturiert haben. Thomas Venus, Geschäftsführer des Windparkt und Revierförster, erläuterte das aufwendige Planungsverfahren, was kurz nach dem verheerenden Reaktorunfall in Fukushima mit großer Unterstützung der Bevölkerung in der Region durchgeführt und umgesetzt wurde. Mit seiner Fachexpertise als Förster zeigte er anhand konkreter Flächen im Windpark, welche Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenwelt bereits im Planungsverfahren zu beachten waren, und welche ökologischen Maßnahmen zum Ausgleich des Eingriffs in den Wald durchgeführt wurden. So wurde beispielsweise an Wegekreuzungen, bei denen für den Transport der Rotorblätter Wald zur Vergrößerung der Kurvenradien gerodet werden mussten, mit Baumarten aufgeforstet, die an den Klimawandel angepasst sind: Die Aspen, Weiden und Buchen sind inzwischen zu stattlichen Bäumchen herangewachsten und bieten u.a. als Frühblüher Lebensraum und Nahrung für eine artenreiche Insekten- und Vogelwelt. Heutzutage werden dank technischer Innovationen die Rotorblätter meistens aufgerichtet transportiert, so dass in der Regel deutlich kleinere Kurvenradien und damit weniger Rodungen erforderlich sind.
Auch direkt um den Fuß der Windkraftanlagen herum ist die Fundamentböschung dicht zugewachsen. Da jeder Quadratmeter Wald, der dauerhaft in Stellflächen für die Windkraftanlagen und Wartungsgeräte umgewandelt wird, gemäß Waldgesetz an anderer Stelle aufgeforstet werden muss, hat die Betreibergesellschaft des Windparks außerhalb des Waldes auf vorher landwirtschaftlich genutzten Flächen am Waldrand artenreichen Mischwald aufgeforstet. Da der dort vorkommende Wespenbussard auf offene Flächen angewiesen ist, wurden außerdem Wiesenflächen mit einzelnen fruchttragenden Bäumen als neuer Lebensraum für diese Vogelart geschaffen. Der Forstexperte zog anhand weiterer Beispiele das Fazit nach den Jahren der Bau- und Betriebszeit, dass der Windpark keine negativen Auswirkungen auf Flora und Fauna hat.
Bei einer lebhaften Frage- und Diskussionsrunde wurden etliche weitere Aspekte der Windkraftnutzung im Wald fachkundig beantwortet aufgeklärt. Die Exkursion war ein voller Erfolg, um Fachwissen aus erster Hand zu erhalten, Bedenken anzubringen und miteinander in einen konstruktiven Austausch zu finden. Obwohl alle vier Vereine, die am moderierten Energiedialog zum Altdorfer Wald teilnehmen, ausdrücklich eingeladen waren, nutzen nur der Verein Energiewende Vogt e.V. und das „Klimacamp Alti“ diese Gelegenheit. Die wenigen anwesenden Mitglieder der Gemeinderäte aus den vom Windpark Altdorfer Wald betroffenen Gemeinden tragen künftig hoffentlich ihr neu erworbenes Fachwissen in ihre Gremien weiter.
Weitere Informationen und Newsletter zum Windpark Altdorfer Wald: https://windpark-altdorferwald.de/
Weitere Informationen, Fachbeiträge und Termine zur Energiewende Vogt: https://energiewende-vogt.de/